Von Kopenhagen in die Tiroler Alpen: Teil 1 – Die Reise beginnt
Von Christian, Küchenchef & Inhaber, Panorama Hotel Fliesserhof
Die Leute fragen mich oft, warum ich Kopenhagen verlassen habe. Warum ich Michelin-Sterne-Küchen, das Prestige, die Anerkennung, die kulinarische Hauptstadt Europas hinter mir gelassen habe. Die Wahrheit? Ich habe die Michelin-Exzellenz nicht zurückgelassen – ich habe sie mit in die Alpen gebracht.
Dies ist die Geschichte, wie ein Tiroler Junge um die Welt reiste, um kulinarische Perfektion zu jagen, nur um zu erkennen, dass das bedeutungsvollste Kochen dort stattfindet, wo man von Bergen, Familie und Gästen umgeben ist, die zu Freunden werden.
Aber bevor ich nach Hause kam, musste ich erst die Welt sehen.
Der Anfang: Wo alles begann
Meine kulinarische Reise begann genau hier – im Hotel Fliesserhof. Ich machte meine Lehre in der Küche meiner Familie, wo ich von meinem Vater Johann Gadient das Kochen lernte.
Hier wuchs ich in der Branche auf. Hier lernte ich die Grundlagen – Respekt vor Zutaten, harte Arbeit, die Bedeutung von Gastfreundschaft. Mein Vater lehrte mich, dass großartiges Kochen mit Liebe zum Handwerk beginnt.
Aber ich wusste schon früh, dass ich, wenn ich mein Handwerk wirklich meistern wollte, die Welt sehen musste. Also packte ich meine Messer und machte mich auf den Weg.
Irland: Disziplin und Grundlagen
Meine erste Station war Irland, wo ich im 5-Sterne Castlemartyr Resort unter Head Chef Roger Olssonarbeitete. Dort lernte ich Disziplin, Beständigkeit und die Bedeutung, jede Zutat zu respektieren, egal wie bescheiden sie ist.
Roger lehrte mich, dass großartiges Kochen nicht um Komplexität geht – es geht um Präzision. Es geht darum, die Grundlagen so gut zu beherrschen, dass sie zur zweiten Natur werden.
Die Küche tolerierte keine Schlamperei. Jede Zutat hatte ihren Platz. Jede Technik hatte einen Zweck. Diese Disziplin würde zum Fundament meiner gesamten Karriere werden.
England: Klassische Technik und die süße Welt
Von Irland zog ich nach England, wo ich in die klassische französische Technik eintauchte. Die Präzision, die Saucen, der methodische Ansatz zum Aufbau von Geschmack – das war mein Fundament.
Französische Küche ist wie Musik lernen. Man muss die Grundlagen beherrschen, bevor man improvisieren kann. Man muss die Regeln verstehen, bevor man sie brechen kann.
Ich lernte, wie man eine perfekte Sauce Hollandaise macht. Wie man Fisch pochiert, ohne ihn zu überkochen. Wie man Fleisch brät, um diese perfekte Kruste zu bekommen, während man es innen saftig hält.
Aber meine prägendste Zeit in England verbrachte ich bei Damian Allsop, einem außergewöhnlichen Chocolatier. Damian weckte meine Liebe zur Patisserie und bildete mein Fundament in der süßen Welt. Bei ihm lernte ich Präzision auf einem ganz neuen Level – in der Patisserie gibt es keinen Raum für Fehler.
Diese Techniken sind zeitlos. Sie sind die Sprache, die alle großartigen Köche sprechen.
Spanien: Wo Tradition auf Innovation trifft
Spanien war eine Offenbarung. Hier sah ich, wie Tradition und Innovation zusammen tanzen können.
Der spanische Ansatz bei Zutaten – sie für sich selbst sprechen zu lassen, während man kreative Grenzen verschiebt – würde mein Kochen für die kommenden Jahre beeinflussen.
In Spanien lernte ich, dass man die Tradition nicht ablehnen muss, um innovativ zu sein. Man kann beide respektieren. Man kann ein Gericht nehmen, das seit Jahrhunderten existiert, und es mit modernen Techniken neu interpretieren, ohne seine Seele zu verlieren.
Diese Lektion würde entscheidend werden, als ich schließlich nach Tirol zurückkehrte.
Was als Nächstes kam...
Die Lehre bei meinem Vater gab mir die Wurzeln. Irland gab mir Disziplin. England gab mir Technik und die Liebe zur Patisserie. Spanien gab mir Kreativität.
Aber ich war noch nicht fertig mit dem Lernen.
Meine nächste Station würde alles verändern. Es war eine Stadt, die die kulinarische Welt neu definierte. Eine Stadt, die mir beibrachte, dass die besten Zutaten direkt vor der Tür wachsen.
In Teil 2 erzähle ich euch von Kopenhagen – der Stadt, die mein kulinarisches Zuhause wurde, und wie ich dort unter einigen der besten Köche der Welt arbeitete.
Fortsetzung folgt am 16. Oktober...
Panorama Hotel Fliesserhof
Muttern 174, 6521 Fliess, Tirol
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